The Well Seasoned Clarinet
Eine Stadt und ihre Angst vor der Musik
16.07.2008 | 18:07 | HELMAR DUMBS (Die Presse)
Das Kammerorchester „Spirit of Europe“ auf Tournee in Israel.
Kaum hatten die Musiker, voll bepackt mit schwerem Gerät, den Ankunftsbereich des Ben-Gurion-Flughafens verlassen, da stürzte sich schon ein TV-Team auf sie. Und die Journalisten bekamen, was sie wollten: „Das ist fast eine Beleidigung Österreichs“, ärgerte sich Yehuda Kassif, Exmajor der israelischen Armee und Diamantenhändler. Was brachte den gutmütigen Mäzen, der maßgeblich daran beteiligt war, das in St. Pölten beheimatete Kammerorchester „Spirit of Europe“ aus Anlass der 60-Jahr-Feiern Israels ins Land zu bringen, derart in Rage?
Die Spur führt zum Bürgermeister von Nazareth. In dieser Stadt, mit 65.000 Einwohnern die größte arabische in Israel, hätte das erste von drei Konzerten steigen sollen. Doch vier Tage vorher sagte Stadtoberhaupt Ramez Geraisi ab. „Niemand sagte uns, dass der Rahmen ,60 Jahre Israel‘ ist, beteuert Geraisi im Gespräch mit der „Presse“. In diesem Kontext habe man das Konzert leider, leider, nicht abhalten können. „Für uns bedeutet das 60 Jahre al-Nakba.“ Zu Deutsch „Katastrophe“.
In Israel ist nichts unpolitisch
In Israel ist nichts unpolitisch, auch nicht ein Konzert mit den besten Intentionen: Gerade als Signal an die Araber war das Gastspiel gedacht gewesen. „Natürlich kannte der Bürgermeister aber von Anfang an den Kontext der Reise“, ärgert sich Kassif. Doch dann habe Geraisi wegen der Lokalwahlen offenbar kalte Füße bekommen: „Schade, dass sie mehr an Politik interessiert sind als an Kultur.“ Und so fand sich „Spirit of Europe“ zwischen den Fronten wieder – und in einem Krankenhaus nahe des Sees Genezareth, wohin das Konzert ad hoc verlegt wurde. Die Bühne viel zu klein, die Akustik grausam. Doch die Musiker machten das Beste daraus und wurden vom Applaus der dankbaren Weiß- und Grünkittel förmlich auf Händen getragen.
Tags darauf in Jerusalem passte auch der Rahmen: Der YMCA-Konzertsaal ist wie das 1933 fertiggestellte Hotel ein Juwel, geschliffen von Arthur Loomis Harmon, Architekt des Empire State Building. In dem Gewölbe entfaltet sich ein warmer, satter Klang, der besonders den Symphonien Haydns (Nr.44 e-Moll) und Mozarts (Nr.29 in A) schmeichelte. Die Klassiker hatte Dirigent Ronen Nissan als Ecksäulen des Programms gesetzt, „weil man sie in Israel gar nicht so viel spielt“.
Muttersprache Mozart
Für „Spirit“ sind sie hörbar eine Muttersprache. Das Orchester, vor vier Jahren mit Mitteln des Landes Niederösterreich ins Leben gerufen, kommt nur für einige Projekte im Jahr zusammen. Dennoch klingt es wie aus einem Guss. Das funktioniert nur, wenn man sich beim „Rohstoff“ in den besten „Läden“ bedient, wie es Chefdirigent Martin Sieghart gehalten hat: Konzertmeister Tomasz Liebig versieht das gleiche Amt im Brucknerorchester, andere kommen vom RSO oder den Symphonikern – und aus elf Ländern. Die Stimmung ist bestens, nicht nur, weil man sich auch ein paar Stunden am Toten Meer ausruhen darf: „In einem Orchester, das dauernd zusammen ist, gibt es unweigerlich Konflikte. Bei uns nicht“, meint der gebürtige Pole Tomasz. Und es gibt auch keine lähmende Routine.
Ein ideales Umfeld für den quirligen israelischen Starperkussionisten Chen Zimbalista, mit dem man sich „Con Moto für Marimba und Streichorchester“ des israelischen Gegenwartskomponisten Benjamin Yussupov vornahm. „Das Stück hätte wegen seiner arabischen Motive perfekt nach Nazareth gepasst“, meint Dirigent Nissan. Speziell für Israel hatte das Orchester auch eine vom Dirigenten orchestrierte Fassung der letzten Klaviersonate Viktor Ullmanns (der jüdische Komponist wurde in Auschwitz ermordet) im Gepäck und: Man hat als österreichisches Ensemble ja schließlich Erwartungen zu erfüllen – einen Walzer. Aber von Alexander Argov. Und über ein hebräisches Volkslied.
(“Die Presse”, Print-Ausgabe, 17.07.2008)
GALA CONCERT |50 Years of Cultural Cooperation between Austria and Israel

Dr. Kurt Henge – Austrian Ambassador in Israel
Monday, 30th October 2006
Recanati Auditorium, Tel Aviv Art Museum
Spirit of Europe Chamber Orchestra, St. Pölten, Austria
Conductor: Ronen Nissan
With the support of the Austrian Embassy, the strings of the „Spirit of Europe“ chamber orchestra, took part in the Biennale for Contemporary Music in Tel Aviv.
An intensive evening rehearsal is followed by the first of two concerts, with a programme including Mozart’s Divertimento K 136, the „Elegia for Strings“ of the Biennale Director Joseph Barndashvili, Bach’s Concerto for Two Violins and Schubert’s String Quartet „Death and the Maiden“ in the instrumentation by Gustav Mahler. Mozart was played with a light touch and delicate tonal balance In the Schubert quartet, played very markedly in a chamber music mode, and Strauss’s „Voices of Spring“ waltz, the encore, the ensemble present a vociferously applauded visiting card from Austria.
Everybody is nervous before the forenoon rehearsal because though works chosen by Nissan and the Biennale management – Iván Eröd’s „Studies“, Heinz Kratochvil’s „Adagio op. 110“, Krenek’s Sinfornietta „The Brasilien“, op. 131 and Giya Kancheli’s „Vals Boston“ – all have a conservative harmonic structure, except for Krenek, their stark simplicity of form and complex rhythms present a very testing challenge.
There is justified relief and satisfaction after the concert, for the rhythmic attack in Eröd and Krenek’s music is achieved with razor-sharp precision and Kancheli’s glass-clear orchestration flash and dazzle thanks to the orchestra’s precise intonation and cultivated pianissimi.
Robert Spoula, Der Standard (Monday, 6th November 2006)
Choir- and Orchestra concert

Works by Joseph Gabriel Rheinberger and Felix Mendelsshon Bartholdy
Saturday, May 26, 2001
St. Martin church, Eschen, Liechtenstein
GVK Eschen
St. Stephan choir, Tulln
Raetiana Instrumental ensemble
Ronen Nissan, Conductor
… Rheinbergers “Stabat Mater” flourished under the expressive and well controlled leading of Ronen Nissan.
… The hearty applause at the conclusion of this remarkable musical achievement expressed the audience’s deep appreciation for the work of both choirs, orchestra, soloists and the conductor.
Vaterland, 28th May 2001
… The large ensemble convincingly performed under the superb baton of Ronen Nissan, an excellent young conductor, whose right hand marked the meter and whose left hand gave exact cues for the choir and orchestra. His expressive dynamics, musical conducting and deep knowledge of the scores aroused the thorough appreciation of the audience. …
Liechtensteiner Volksblatt, 28th May 2001